Star Trek: The Journey - Essays  
 

Kurzessay

aus "Star Trek: The Journey", Sektion 7

von Christopher Kurtz

05.04.2003

Zusammenleben

Gesellschaftsvertrag

Das als Ideal angesehene Gesellschaftsmodell der Föderation erinnert in seiner Formulierung stark an Rousseaus Konzept von einem Gesellschaftsvertrag.

Alle Bürger arbeiten nicht mehr für den eigenen Vorteil und Wohlstand, sondern für das allgemeine Wohl, der Weiterentwicklung der Menschheit. Diesem Ziel ordnen sich alle Individuen aus eigener Einsicht und selbstbestimmt unter.

Es gibt weder Hunger noch materielle Not, genauso wenig wie eine Gesellschaftsschicht, die durch Untätigkeit und Egoismus die Allgemeinheit belastet.

Ein Universitätscampus in Brasilien
Bild 73: Ein Universitätscampus in Brasilien

Rein formal hat die Föderation eine demokratische Verfassung. Nach Innen hat der Staat jedoch nur wenig zu tun, außer die Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Echten Dissens gibt es in kaum einer wichtigen Frage. Herausfordernder ist schon eher die Außenpolitik und die Koordinierung der Sternenflotte.

Grenzen des Gemeinwesens

Diese Staatstheorie setzt voraus, dass es tatsächlich genügend Ressourcen gibt, die eine Vollversorgung der Bevölkerung ermöglichen.

Wenn wie z.B. auf Cardassia diese Bedingungen nicht gegeben sind, ist das Grundlage für ein totalitäres Regime. Eine Ignoranz der Souveränität des Einzelnen hingegen gipfelt in den Gesellschaften der Borg und des Dominions.

Gut oder böse

Davon kann man auch eine weitere Grundüberzeugung ableiten: Der Mensch ist nicht deshalb friedlich und zivilisiert, weil er von Natur aus gut ist, sondern weil seine Lebensumstände dergestalt sind, dass er es sich leisten kann.

Allerdings wird auch klar gestellt, dass alle anderen Verhaltensmaximen wie Egoismus über kurz oder lang zum Nachteil des Individuums gereichen.

Freundschaften und Familie

Familien tendieren in Star Trek dazu, Quelle von Problemen zu sein. Es gibt praktisch keine Beispiele für sehr gut funktionierende Ehen. Entweder kommt es zu Auseinandersetzungen innerhalb, oder von Außen bricht Unheil über die Gemeinschaft herein.

Die Hochzeit von Worf und Jadzia Dax
Bild 74: Die Hochzeit von Worf und Jadzia Dax

Anders sind Freundschaften echte Grundfesten, auf die in jeder Situation Verlass sind und Probleme lösen helfen.

Dieser Gegensatz ist entweder ein zufällig so erscheinender (in Star Trek wird niemals die Institution der Familie offen kritisiert) oder durch die existenzialistische Grundanlage der Serie zu erklären: Freunde sucht man sich (frei) aus, Familie hat man (vorbestimmt) von Geburt an. Selbst die Gründung einer neuen Familie zählt unter die nicht (ganz) freien Entscheidungen, weil Liebe tatsächlich auch als chemischer Vorgang und damit das Urteilsvermögen beeinträchtigende (!) Körperreaktion betrachtet wird.

Dieses Kurzessay gehört in eine Reihe von Artikeln aus "Star Trek: The Journey", Sektion 7.

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